360 Grad MENSCH! Motivationskolumne

Respekt beginnt beim Zuhören

Oktober 2024
Es ist der Turmweg Flohmarkt, über den ich an einem herrlichen Herbstsonntag in aller Gemütlichkeit schlendere. Überall sind Tische aufgebaut mit den unterschiedlichsten Sachen, die sich sonst auf Dachböden und in Kellern tummeln und die nun ans Licht geholt werden, damit sie einen neuen Besitzer finden. Flohmärkte sind für mich auch Orte der Begegnungen. Die Menschen kommen ins Gespräch und tauschen nicht nur Kleidung und Gegenstände gegen kleines oder großes Geld, sondern es ist auch ein zwischenmenschlicher Tausch, was ich besonders schön finde.

Überraschungen im Augenblick

Gerade als ich an der Kirche an einem Stand wunderschöne alte Emaille Kannen begutachte, tippt mir plötzlich jemand von hinten auf die Schulter „Kathrin?“ Ich wirble herum und treffe auf einen alten Freund, der mir in den Anfängen hier in Hamburg sehr geholfen hat, mich in dieser Stadt zurechtzufinden. Wir haben immer wieder Kontakt, doch es ist schon etwas her, dass wir uns persönlich gesehen haben. Glücklich über das überraschende Wiedersehen, falle ich ihm um den Hals. Wir laufen aus der Traube Menschen heraus, die den Stand belagert und stellen uns etwas abseits in den Schatten. Er schaut mich an und stellt nach der oft gewöhnlichen Begrüßungsfloskel, „Wie geht’s Dir?“ eine Frage, die ich gleichzeitig höchst interessant und recht ungewöhnlich finde. „Kathrin, was beschäftigt Dich gerade?“

Innerer Kritiker schnappt zu

Sonst um keine Antwort verlegen, ist Kathrin erstmal sprachlos. Das ist nicht so einfach zu beantworten. In meinem Kopf poppen sofort einige Gedanken dazu auf, die in meinem Alltag immer wieder Karussell mit mir fahren, manchmal schneller manchmal langsamer. Gedanken, die mich auch runterziehen, mich immer wieder beschäftigen und ich probiere eine Lösung dafür zu finden. Innerlich suche ich nach einer Antwort und winde mich wie ein Aal in der Elbe, da ich gerade nicht die richtigen Worte für das Außen finde. Er schaut mich gelassen an, während die Leute um uns herum nach Schnäppchen suchen. Bei mir im Kopf schnappt nur der innere Kritiker zu. Meint der das im Ernst? Ich kann ihm doch jetzt nicht von meinen Sorgen und Nöten erzählen, meinen dunklen und verstaubten Ecken, die mich derzeit beschäftigen, obwohl sie sich vielleicht nach Licht und Ehrlichkeit sehnen und gezeigt werden wollen. Wie die Flohmarktsachen, die entstaubt und präsentierfähig auf den Tapeziertischen liegen in der Hoffnung genommen zu werden. Und die Rationale in mir schreit noch hinterher „Warum will der das überhaupt wissen? Das geht den gar nichts an!“ Ich merke, wie ich ihm antworten will, doch es geht nicht. Vielleicht stelle ich am besten eine Gegenfrage, um von mir abzulenken, doch das verwerfe ich sofort wieder.

Begegne Dir selbst

Mir kommt in keiner Weise die Idee, dass er ehrlich daran interessiert ist. Diese Frage ist weder oberflächlich noch eine Floskel, sondern ehrlich und tiefgehend gemeint. Da fragt mich ein Mensch was mich derzeit beschäftigt. Es ist wertschätzend und ich spüre, dass ich seine volle Aufmerksamkeit habe, hier auf diesem wuseligen Flohmarkt. Und ich begegne nicht nur ihm hier, sondern mir selbst mit dieser Frage.

Ich hole tief Luft und erzähle ihm, was mich alles beschäftigt und die Lebensbereiche und Themen sind hier sehr unterschiedlich.

Respekt beginnt beim Zuhören

Und während all das aus mir heraussprudelt, schaut er mich an und hört mir einfach zu. Er unterbricht nicht, er stellt keine Fragen, sondern seine Haltung ist völlig offen, zugewandt und voller Respekt. Die Sonne ist mittlerweile auf unserer Seite angelangt, hat das Dunkle verdrängt und scheint mir kraftvoll ins Gesicht und ich freue mich über das Licht und die Staubkörner, die fröhlich durch die Luft tanzen über das Gesagte, meine Ehrlichkeit, meinen Mut, diese Begegnung und die große Dankbarkeit für den Respekt, der mir in diesem Moment entgegengebracht wird.

Wie oft haben Menschen Angst, sich zu öffnen und von ihrem IST Zustand, der sie derzeit beschäftigt, zu erzählen. Schämen sich, glauben nicht zu genügen, denken und reden sich klein und unwichtig. Mögest Du Dich trauen, offen und mutig zu sein für Begegnungen mit und dabei vielleicht auch selbst einer Person die Frage zu stellen „Was beschäftigt Dich gerade“, und sich dann bewusst die Zeit zu nehmen zuzuhören, was das Gegenüber sagt, denn Respekt beginnt beim Zuhören. Es schafft Raum für Begegnung, auch mit sich selbst, nicht nur auf dem Flohmarkt, denn die nicht abverkauften Sachen kommen wieder in den Keller und dem Dachboden, werden nicht mehr gesehen bis zum nächsten Mal. Es liegt so viel in uns Menschen verborgen, was uns beschäftigt. Ein Ohr zu haben für den anderen schafft Erleichterung, Verbindung sowie Wertschätzung und gerade das ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je.

Sofern Du jemanden brauchst, der Dir zuhört und Dich unterstützt bei Deinen Themen, melde Dich.

Von Herzen
Deine Kathrin

Beiträge

Über mich als Bloggerin

Meinen „Motivationsblog von und mit Kathrin“ habe ich seit 2012. Das war mein Startschuss für das Schreiben im Netz. Es gibt mir die Möglichkeit all die Themen, die viele Menschen beschäftigen, genauer zu beleuchten und dahingehend zu motivieren selbstbestimmend zu leben, in kleinen Schritten loszulaufen und einfach aus ganzem Herzen zu leben.