360 Grad MENSCH! Motivationskolumne

Sucht – wenn das Leben schleichend aus dem Gleichgewicht gerät

Januar 2024

„Gehst du mit mir ins Kino?“, fragt mich letzten Freitagnachmittag wie aus dem Nichts meine zwanzigjährige Tochter. Ganz gerührt über diese Frage interessiert mich ihr angedachter Film. Wohl inspiriert von einem Freund hält sie mir den Trailer des deutschen Films „One for the Road“ unter die Nase. Ein Film über Alkoholsucht.
Spannend, was wir alles anziehen und sich einem präsentiert, wenn wir unsere Energie darauf lenken. Ich habe genau in dieser Woche eine Weiterbildung zu dem Thema „Suchtkrankenhilfe“ bei Fördern & Wohnen besucht, über die ich ehrenamtlich im Pik As immer wieder Obdachlosen helfe. Auch in meiner Arbeit als Coach habe ich hin und wieder damit zu tun. 1,6 Millionen Alkoholabhängige sind allein in Deutschland von Sucht betroffen und hier geht es nicht nur um Menschen, die Schicksalsschläge haben und auf der Straße leben, sondern vor allem auch um unsere Wohlstandsgesellschaft, in der Menschen überfordert, einsam oder voller Schmerz sind und abends oft erst mal eine Flasche Rotwein trinken, um runterzukommen … Ein schleichender Prozess, in dem das Leben unbewusst immer mehr aus der Balance gerät.

Die Sucht nach was?

Bei Sucht denken die meisten Menschen vorrangig an Alkohol oder Drogen, doch Sucht ist noch viel mehr und das machen sich die meisten gar nicht klar. Das geht von Kaufsucht, Kaffeesucht, Handysucht, Spielsucht, Kontrollsucht, Arbeitssucht über Sportsucht, Sexsucht, Medikamentensucht bis hin zu Weiterbildungssucht und vielen Süchten mehr. Wonach suchen die Menschen und verlieren dabei das Gefühl für sich selbst und die eigenen inneren Bedürfnisse – nach Liebe, Geborgenheit und Annahme.

Ich nehme mich des Wunsches meiner Tochter an und wir beide entscheiden spontan in den Film ins CineMaxX am Dammtor zu gehen, um was dazuzulernen, und unsere Wahl lohnt sich zu 100 %. Schonungslos wird hier ein normales Alltagsleben dargestellt, in dem sich viele Menschen wiedererkennen, und es wird Klartext gesprochen: Trinken ist klarer Selbstbetrug und das Verlangen siegt immer wieder über den Verstand.

Über dem Maß aller Dinge

Auch die Gesellschaft suggeriert uns im Außen immer wieder: Ausgehen ohne Alkohol ist kein richtiges Weggehen, denn nur, wer trinkt, kann Spaß haben. Wenn du den Alkohol ablehnst, der dir angeboten wird, kommt direkt die Frage: „Bist du schwanger?“ oder „Bist du krank?“ Und ganz schnell kommt der eine oder andere in die Rechtfertigungsschiene. Wer hier nicht das nötige Selbstbewusstsein hat und klar zu sich steht, geht unter im sogenannten Gruppenzwang. Andere fühlen sich nicht mehr zugehörig, haben Angst, als schwach zu gelten, und lassen sich dann doch mitziehen. Regelmäßig schießen sich nicht nur junge Menschen Woche(nende) für Woche(nende) mit Alkohol ab – wen interessiert der Körper, Geist und die Seele und wie all das verarbeitet werden kann, denn es ist über dem Maß aller Dinge …

Klare Haltung zeigen

Alkohol ist eine Macht, die dunkel ist und niedrig schwingt. Sie besetzt den Geist, macht willenlos, träge und schwach. Der Mensch und die Persönlichkeit verändern sich, innerlich wie äußerlich.

Wie können wir damit umgehen, wenn wir Menschen im Umfeld haben, bei denen wir diese Veränderung beobachten, denen wir begegnen in der Freizeit und den Konsum miterleben? Oder im Unternehmen Mitarbeiter immer wieder mit einer Alkoholfahne zur Arbeit kommen?
Klare Haltung zeigen, Mut fassen und ansprechen, indem wir ihnen sagen, dass sie uns als Mensch und Persönlichkeit wichtig sind und wir uns Gedanken um ihn machen. Mit Wertschätzung begegnen und klar äußern, dass es Möglichkeiten zur Unterstützung gibt. Sofern die Person allerdings stark alkoholisiert ist, klare Grenzen aufzeigen, denn ein Mensch, der unter Alkoholeinfluss steht, ist nicht bei Sinnen, unklar im Geist und nicht aufnahmefähig für das Wohlwollen.

Was kann ich noch aktiv tun?

Auf dem Weg nach Hause diskutiere mit meiner Tochter, wie wichtig das Bewusstsein und die Achtsamkeit ist – für sich selbst und andere. Wie wichtig die ehrliche innere Kommunikation mit sich selbst ist und sich mit seinen eigenen Emotionen bewusst auseinanderzusetzen, sich Hilfe und Unterstützung dabei zu holen. Das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Wir müssen das nicht allein schaffen.

Wie schnell gerät ein Mensch in so einen Prozess, wie wichtig es ist, auch nein zu sagen. Ein Nein ist immer wieder ein „Ja“ zu sich selbst. Gehe in den offenen Austausch zu dem Thema Sucht, auch mit Freunden und Familie. Hinterfrage dich ehrlich selbst, welche Sucht hast du, um ein Bedürfnis, welches dein Herz hat, mit dem Außen auszugleichen und zu befriedigen. In dem Wort „befriedigen“ steckt der Frieden drin.

 

Mögest du den emotionalen Frieden in dir finden. Das wünsche ich dir.

Wenn du Unterstützung dabei brauchst, melde dich bei mir. Ich helfe dir bei dem Findungsprozess zur Heilung.

Sofern ein akutes Suchtproblem vorliegt, hilft die Anlaufstelle Sucht.Hamburg unter 040-284 99 18 0.

 

Ach … und der Film lohnt sich!

 

Ich wünsche dir nun ein gesundes neues Jahr mit vielen schönen Erlebnissen, die Dich wachsen lassen und wertvollen Begegnungen, die Dein Herz größer machen.

Von Herzen
Deine Kathrin

Über mich als Bloggerin

Meinen „Motivationsblog von und mit Kathrin“ habe ich seit 2012. Das war mein Startschuss für das Schreiben im Netz. Es gibt mir die Möglichkeit all die Themen, die viele Menschen beschäftigen, genauer zu beleuchten und dahingehend zu motivieren selbstbestimmend zu leben, in kleinen Schritten loszulaufen und einfach aus ganzem Herzen zu leben.