360 Grad Motivationsblog
Familienurlaub – eine ganz besondere Reise zu mir selbst
Ausgabe 10/2019
Ein gemeinsamer Familienurlaub – ein großer Lebenstraum meiner Mutter, den sie vor Jahren bereits äußerte – da wir uns nicht so oft alle auf einmal sehen. Weihnachten und vielleicht zu den Geburtstagen noch. Alle sind stark eingespannt in ihrer Arbeit und ihrem Tun. Wie bei so vielen …
Einmal mit der ganzen Familie in den Urlaub fliegen – irgendwo ins Warme. Und meine Mutter lädt uns alle ein. Mit allen ist gemeint – ihre erwachsenen Kindern, Schwiegertochter sowie alle Enkelkindern. Alle sollen sich erholen, ausruhen, sich an einen gedeckten Tisch setzen dürfen, ausspannen, das Zimmer gemacht bekommen, sich in Ruhe austauschen, die Seele baumeln lassen, Spaß haben und einfach zusammen tolle Erlebnisse haben und so wertvolle Erinnerungen schaffen, die wir kostbar in unseren Herzen tragen. Das hört sich fantastisch und sehr wertschätzend an.
Eines Tages kommt der richtige Zeitpunkt dafür und damit auch die Frage meiner Mutter an uns alle: „Es ist mein Traum, Kinder. Erfüllt ihr mir den und fliegt alle mit?“ „Entweder alle oder keiner.“, ist dabei ihr Motto, denn sonst wäre der Traum, mit allen zu verreisen, nicht erfüllt.
Was ein wunderbarer Wunsch an das Leben! Doch was braucht es für die Umsetzung von jedem von uns?
Dazu fällt mir einiges ein – Bereitschaft, freier Wille, Zeit, das Zulassen von Emotionen, Toleranz, Offenheit, Mut, Annahme, geschehen lassen.
Erstens die Bereitschaft von allen. Hier möchte ich das Wort kurz auseinandernehmen – bereit sein, etwas zu schaffen, zu erschaffen und das kann nur jeder für sich selbst – bereit sein und schaffen.
Mich aus freiem Willen zu entscheiden, ob ich Zeit mit der Familie, aus der ich komme, verbringen möchte. Da kommt die Frage, die sich vielleicht der eine oder andere stellt: „Will ich das überhaupt?“
Dann das kostbarste Gut von allen heutzutage – Zeit. Zeit, die uns gehört und über die wir alleine bestimmen und entscheiden, für wen und mit wem wir diese verbringen wollen. Zeit ist wie so oft ein großes Thema. Natürlich hat sie jeder – sie steht uns jeden Tag mit ganzen 86 400 Sekunden großzügig zur Verfügung. Doch alleine das haben so viele Menschen vergessen: Dass ihnen ihre Lebenszeit zur freien Verfügung steht. Da wird gejammert, genölt und sich selbst bemitleidet, dass ständig keine Zeit da sein soll für Dinge, die uns „eigentlich“ wichtig und wertvoll sind. Doch die Zeit ist tatsächlich da und gehört uns und wir alleine entscheiden. Jeder für sich selbst.
Und dann kommt hinzu, dass diese Frage „Erfüllt ihr mir den Traum und fliegt alle mit?“ mit Sicherheit bei dem einen oder anderen auch verschiedene Emotionen auslöst. Die Vorstellung aus seinem eigenen eingespielten Familienkonstrukt rauszugehen, sich auf eine neue Konstellation einlassen, Urlaub auf eine andere Art und Weise zu machen und eine gewisse Zeit mit seiner Herkunftsfamilie, seiner Mutter, seinem Vater, seiner Schwester, seinem Bruder, Tanten, Onkeln, Nichten, Neffen, Cousins oder wer auch immer noch dazugehört, ganz nah zu verbringen und geschehen lassen und annehmen, was dabei mit einem selber geschieht, denn das tut es in jedem Falle. Jeder kommt aus seiner eigenen Welt, die er sich erschaffen hat in eine neue Welt mit alten Geschichten, Mustern und Konstrukten.
Das erzeugt bestimmt bei vielen Menschen einen gewissen innerlichen Druck, Ablehnung, alte Geschichten, die da hochkommen aus der Kindheit, vermeintlicher Kontrollverlust, der da kommen könnte, Anspannung, das Gefühl des Ausgeliefert-Seins, Spannungen, Angst vor schon lang schwelenden Konflikten, die immer wieder unter den Teppich gekehrt wurden. Tabuthemen und Gespräche, denen man aus dem Weg geht, die man nicht ansprechen oder führen will und vieles an Emotionen mehr. Und das auch noch freiwillig. Gerne nehme ich auch das Wort auseinander: Frei und willig, neue Erfahrungen machen zu wollen. Da sagt sich sicher der eine oder andere: „Auf keinen Fall! Ich bin doch nicht verrückt! Das tue ich mir nicht an…“ und so weiter. Da gehört in erster Linie ganz viel Toleranz bei sich selbst dazu und damit im Umkehrschluss auch, den anderen so zu lassen, wie er ist.
Eine im wahrsten Sinne des Wortes spannende Reise, die ganz viel mit mir selbst zu tun hat. Scheinbar möchte das Leben sehen, wie weit jeder einzelne von uns ist. Menschen verändern sich.
Doch meine Familie und ich – und das sind immerhin 7 Personen plus meine Mutter, die sich dem Ganzen auch stellt – sind mutig und sagen JA zu diesem Abenteuer Familienreise – eine Reise zu sich selbst, seinen Ahnen, seiner Geschichte. Die Aufforderung und den Mut sich selbst offen zu fragen: „Wo komme ich her? Was ist meine Aufgabe? Wo will ich hin?“. Bei der Beantwortung dieser Fragen ist die Familie, aus der man kommt, ein großer Baustein im Konstrukt des eigenen Lebens. Die eigene Geschichte schätzen – den Wert, der dahinter steckt erkennen und das Beste daraus machen. Und dabei immer im Kopf haben: Ich bin erwachsen.
Nach einer relativ schnellen Entscheidung, uns Zeit füreinander zu nehmen und das an einem neutralen Ort, wird ein passender Zeitraum, an dem alle können, gefunden und meine Mutter macht sich auf den Weg, ihren eigenen Traum zu verwirklichen. Ja, für seine Wünsche und Träume ist die eigene Bewegung wichtig. Und sie hat es großartig auf die Beine gestellt. Insel und Hotel werden fixiert und die Freude auf einen Urlaub bei herrlichstem Wetter überwiegt. Eine Countdown-App der Enkelin steigerte das Ganze noch.
Und nun ist es soweit – die Abreise steht kurz bevor. Es ist alles vorbereitet. Eine Family-Power-WhatsApp-Gruppe erstellt und ab ins Taxi zum Flughafen.
Ich spüre genau hin – die Energien, die in der Abflughalle aufeinandertreffen, fühlen sich recht gut an. Sie sind wohl dosiert und man merkt, alle sind aufgeregt und guter Dinge in Bezug auf das Kommende. Wir sind herzlich, doch auch vorsichtig miteinander. Man spürt, dass jeder seinen Platz in der homogenen Gruppe für sich sucht.
Bei herrlichstem Sonnenschein auf der Busfahrt zum Hotel wird geplant, dass es keinen Plan gibt und jeder machen kann, was er möchte. Spannend zu erleben, wie trotzdem alle irgendwie immer zusammenbleiben. Egal ob am Pool oder im Meer, auf dem Sonnendeck mit Blick aufs Meer oder zum Kartenspielen. Die Erwachsenen plauschen und die Kinder spielen und sind guter Dinge. Beim Essen werden offene Gespräche geführt und auch sonst fühle ich, dass die Energie, die wir als Familie versprühen immer mehr wird und positiv auf alle anwesenden Gäste wie auch Hotelangestellte überschwappt. Hier wird wirklich eine gute Gemeinschaft erlebbar und Fröhlichkeit erfüllt den Ort. Während sich an anderen Tischen beim Essen noch nicht mal angeschaut wird, geschweige denn, Gespräche geführt werden und das Handy oder iPad wichtiger ist, wird bei uns ganz natürlich Kommunikation gelebt, wir sehen uns an, hören zu, lachen sehr viel und haben richtig Spaß miteinander. Jeder sitzt mal woanders und es finden sich immer wieder neue Pärchen und Grüppchen, die sich miteinander austauschen, voneinander lernen, andere Sichtweisen bekommen, Neues erfahren, sich Geschichten von früher erzählen und auch Tabuthemen mutig und respektvoll ansprechen. Alles ist erlaubt und jeder bestimmt für sich selbst, in welcher Weise er sich öffnet, dem Anderen oder der Gruppe gegenüber. Ich fühle mich pudelwohl. Liegt es an dem neutralen Ort, an dem wir uns befinden? Daran, dass keiner Verpflichtungen hat, nur achtsam und sorgsam mit sich und den Anderen zu sein? Ich habe das Gefühl, dass die veränderte Distanz von unserem Zuhause unser Inneres verändert.
Bereits am zweiten Tag hat sich jeder ein- und aneinander gewöhnt. Jede Persönlichkeit hat seinen Platz in dem Familienbild gefunden und respektiert den anderen. Dennoch habe ich das gute Gefühl, dass jederzeit die Möglichkeit des Veränderns seines eigenen Platzes besteht. Es ist gar nicht schwer – wir versuchen, es uns selbst leicht zu machen. Wir gestalten. Für uns und auch für die Gemeinschaft. Man spürt die Offenheit, die Toleranz und den Freiraum, den man sich selbst und den Anderen gibt. Die Kinder spiegeln uns mit ihrer Fröhlichkeit. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich einer von uns verstellt. Ein schönes Erleben.
Meine Mutter ist selig – ihr Wunsch ist erfüllt und sie hat es selbst auf den Weg gebracht und mitgestaltet. So wie jeder von uns. Am Ende des Urlaubes habe ich viel über mich selber erfahren und auch über meine Familie. Gehe ich achtsam, wertschätzend und tolerant mit mir selbst um, so spiegelt sich das auch im Außen – sprich in dem, wie meine Familie mir gegenüber steht.
Nach 7 Tagen Zusammensein ist die Zeit abgelaufen und wir bringen meine Mutter, meinen Bruder und seine Familie zum Shuttlebus und verabschieden sie. Die Tür des Busses schließt sich. Und damit löst sich auch die besondere Energie, die uns so positiv und kraftvoll die letzte Woche miteinander verbunden hat, auf. Weder meine Kinder noch ich sagen etwas. Es ist ganz still, obwohl hektisches Treiben am Flughafen herrscht. Es fühlt sich irgendwie leer an, doch es ist ein gutes Gefühl der Leere. Ich bin so erfüllt von dieser wunderbaren gemeinsamen Zeit, die wir hatten, dass Tränen über dieses schöne Gefühl der Verbundenheit in mir aufsteigen und heiß über meine sonnengebräunten Wangen laufen. Es hat sich etwas verändert. Wir sind uns näher als vorher.
Unsere Familie verbindet einiges und jetzt nach dieser gemeinsamen Zeit noch mehr und das ist eine großartige Erkenntnis, die ich nicht missen möchte.
Wir freuen uns nun gut erholt auf den nächsten gemeinsamen Urlaub, der bereits geplant ist und den wir nun regelmäßig machen möchten.
Ich kann Euch nur alle ermutigen, macht eine solche Reise. Egal wohin und wenn es gemeinsames Zelten, Jugendherberge oder Kreuzfahrt ist. Springt über Euren Schatten, seid offen und stoßt diese Idee in Euren Familien an. Es bringt so viel in Bewegung und Dynamik in das System Familie und verändert. Ihr habt es in der Hand. Gestaltet und seid offen dem Leben gegenüber, dass alles an den richtigen Platz gerückt werden kann.
Und hier noch der großartige Spruch des Monats:
„Niemand kommt von einer Reise zurück, wie er weggefahren ist!“
Über mich als Bloggerin
Meinen „Motivationsblog von und mit Kathrin“ habe ich seit 2012. Das war mein Startschuss für das Schreiben im Netz. Es gibt mir die Möglichkeit all die Themen, die viele Menschen beschäftigen, genauer zu beleuchten und dahingehend zu motivieren selbstbestimmend zu leben, in kleinen Schritten loszulaufen und einfach aus ganzem Herzen zu leben.