360 Grad Motivationsblog

Motivation in der Krise

Es geht nicht um das WAS geschieht, sondern WIE gehen wir damit um

Ausgabe 04/2020

Vor zwei Wochen war ich noch in Dresden. Ich habe dort meinen vorerst letzten Vortrag gehalten zum Thema Veränderung. Wie passend.

Ich hatte tagsüber noch etwas Zeit und habe der Dresdner Frauenkirche einen Besuch abgestattet und hatte das große Glück, an einer Mittagsandacht teilnehmen zu dürfen. Eine der folgenden Aussagen des Pfarrers ist mir besonders im Kopf geblieben:

„Auch wenn wir in der größten Krise sind, sind wir näher am Leben dran als wir glauben!“

Er sprach mir aus dem Herzen. Es ist wirklich schlimm, was derzeit geschieht. Es ist ein Virus Tornado, der derzeit die gesamte Welt durcheinanderwirbelt, aus den Fugen hebt und wir Menschen befinden uns mittendrin. Alle. Egal welchen Alters, Nationalität, Stand und Geschlecht. Wir ALLE sitzen in dem Boot der Welt, was derzeit heftig durchgeschaukelt wird. Das gilt es uns klar zu machen. Uns allen. Und wir versuchen uns festzuhalten, egal wo und wie.

Einsicht ist der erste Schritt

Doch ich möchte hier ehrlich und klar äußern. Wir Menschen haben uns das selbst erschaffen. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Mit unserem Lebensstil, immer schneller, weiter, höher. Egal in welchem Lebensbereich. Alles immer verfügbar haben zu wollen in Massen. Maßlos leben. Oft mit geringer Wertschätzung sich selbst und dem eigenen Körper, Mitmenschen, Natur, Essen und Gütern gegenüber. Ist doch alles selbstverständlich. Es läuft doch. Wo braucht es da Bewusstsein für das Hier und Jetzt?
Doch alles im Leben braucht Ausgleich und die Welt sucht sich diesen Ausgleich nun mal. Auf eine Art und Weise, die uns im 21. Jahrhundert nicht mehr bekannt ist.
Wir Menschen werden nun knallhart aus dem Verkehr des Lebens gezogen. Und was passiert binnen kürzester Zeit? Kaum sind die Touristen weg, die seit Jahren die Städte überlasten, fließt in Venedig wieder klares Wasser. Die Schiffe fahren nicht mehr, die Delfine kommen wieder. Das Herunterfahren ganzer Industrien führt dazu, dass der CO2 Ausstoß sinkt und die Luft wieder klarer wird. Wir haben seit Tagen eine so herrliche klare Luft stahlblauer Himmel, Sonne pur – ganz viel Raum auch im Außen ins Innere zu gehen – die Natur bekommt eine Atempause von uns Menschen zwangsläufig und sie gibt sie uns derzeit zehnfach zurück. Entscheidet Euch dafür das wahrzunehmen und zu schätzen.

Die ganze Welt auf Pause – wie bei einem Standbild

Und während sie versucht, alles in die Waage zu bringen, sind wir dazu gezwungen anzuhalten, Pause zu machen und werden plötzlich mit uns selbst konfrontiert. Schonungslos. Keine Ablenkung mehr im Außen, die uns davon abhält, unsere eigene Stimme zu hören, unsere innere Wahrheit. Wir bekommen die große Chance uns bewusst zu machen, was wirklich wichtig ist im Leben. Welchen Sinn wir auf dieser Welt haben, welche Aufgabe, die sinnvoll ist für jeden einzelnen. Eine Aufgabe, die voller Sinn ist.
Doch was machen wir daraus? Schreien erst einmal laut: „Wir werden unserer Freiheit beraubt!“ Dabei tragen wir sie die ganze Zeit in uns. Wir sollten uns dazu entscheiden, sie auch zu nutzen. Für uns. Doch dazu gehört Selbstreflektion.

Nachhaltig die Situation für uns selbst nutzen und schätzen

Ich motiviere jeden einzelnen, die kostbare Zeit zu nutzen, auf sich zu schauen und sich selbst zu fragen: „Was ist mein Anteil daran, was gebe ich dafür rein, gut mit dieser Welt umzugehen auf der ich leben darf?“ Und dazu dient die Krise auch. Sich zu besinnen. Anzuhalten und sich mit der eigenen Haltung dazu auseinanderzusetzen.
Krise ist ein produktiver Zustand – hier passiert ganz viel. Im scheinbaren Nichtstun, nichts produzieren, nichts machen, passiert ganz viel. Hier ist Dynamik und Energie. Das echte wahre Leben ist am Werk. Für uns.
Und ich möchte in dieser Krise – in dieser produktiven Zeit auch beleuchten, wieviel Gutes derzeit geschieht. Die Gesundheit wird geschätzt. Die Familien kommen zusammen. Die Gesprächskultur wird wieder gelebt. Es wird viel mehr miteinander gemacht, gespielt oder auch Mahlzeiten eingenommen. Alte Freundschaften leben wieder auf. Zwischenmenschliche Konflikte werden beigelegt. Das Gemeinschaftsgefühl wird extrem gestärkt. Wir achten auf die Mitmenschen, Nachbarn, Ältere. Wir besinnen und stärken wieder viel mehr unsere eigenen kleinen Läden in den Stadtvierteln. Stärken unser Potential im eigenen Land. Werden liebevoller und sensibler. Emotionen werden zugelassen. Wir lernen neue wunderbare Menschen kennen durch unsere Hilfsbereitschaft. Achtsamkeit für uns selbst und unser Umfeld. Menschen in unserer Gesellschaft, wie Pflegekräfte, Krankenschwestern, Verkäuferinnen, Müllmänner, Reinigungskräfte, die uns derzeit weiter versorgen und das Lebensnotwendige am Laufen halten, bekommen endlich die Beachtung, die sie schon längst verdient hätten. Denn das, was sie tun, ist elementar! Jedes Rädchen im Ganzen gehört dazu. Sonne und frische Luft wird bewusst wahrgenommen. Dankbarkeit für sein Zuhause. Scheinbare Kleinigkeiten, wie die Hummel oder das selbstgemalte Bild des Nachwuchses, werden plötzlich ganz groß. Wertschätzung, die lange verloren ging für so vieles in unserem Leben, bekommt eine völlig neue Bedeutung und Stellenwert.

Was kommt danach?

Das Leben ist stetige Veränderung, wie ein Fluss der stetig fließt immer im Vertrauen, dass es um die nächste Ecke, um die wir jetzt noch nicht sehen können, auch weiter geht und ganz groß werden kann.
Er wird vorbeigehen, dieser tobende Sturm und dann kommt Neues. Und der Raum dafür, der wird gerade geschaffen: Eine Krise ist Veränderung und in jeder Veränderung liegen auch ganz viele Chancen und Möglichkeiten, die nur darauf warten, sich uns offenbaren zu können. Doch dafür braucht es zunächst Ruhe, Besonnenheit und Vertrauen! Auch in sich.
Dennoch diesen derzeitigen Zustand auszuhalten und es anzunehmen wie es ist, ist für viele der blanke Horror. Keine Kontrolle mehr zu haben. Das Gefühl des Ausgeliefert-Seins. Nein, es ist unsere eigene dafür getroffene Entscheidung, uns weiter ins Meer der Negativität zu stürzen und uns damit immer mehr selbst runterzuziehen. Kritisieren, schüren, verurteilen. Der Tornado wütet auch in uns. Den Kampf führen wir selbst. Innerlich.

Dieser Zustand kann sich erst verändern, wenn wir annehmen, was ist.

  • Nicht festhalten sondern offen sein für die Veränderung, die jetzt gerade stattfindet.
  • Nicht verurteilen sondern teilen – gute Gedanken und Worte.
  • Nicht Angst schüren sondern Mut machen. Nicht kritisieren sondern Vorschläge und Neues in die Welt geben.

Ein Blick in die neue Welt

Stell Dir März 2021 vor – wir werden dankbar dafür sein, für jeden einzelnen Tag: Dass wir das Eis in der Sonne draußen genießen dürfen. Kinder froh und dankbar sind, wieder in die Schule zu gehen, ihre Freunde zu sehen. Menschen zusammenkommen, einander umarmen ohne Angst vor Ansteckung. Einkaufen und von Herzen dankbar sein für die Arbeit und die Kollegen, die wir haben, den neuen Job, den wir angetreten haben, da es längst Zeit war für Neues oder das Unternehmen, welches aus dieser produktiven Krise heraus entstanden ist, da wir die vermeintliche Schwäche in Stärke umgewandelt und für uns genutzt haben. Die Sichtweise verändert.
Nicht auf den Profit oder die Höhen, in denen wir schweben kommt es an, sondern auf die Bodenhaftung. Die Menschen, die Natur und all das was dazu gehört. Wir werden definitiv unsere Perspektive darauf verändern. Ganz sicher. Jeder von uns hat es in der Hand.
Seid Euch bewusst und fallt nicht wieder in das alte Muster des Gehetzt seins und des Höher, schneller, weiter zurück. So nach dem Motto: Wir haben so viel kostbare Zeit verloren, die müssen wir wieder aufholen und doppelt Gas geben. Alles im Leben ist eine Entscheidung. Auch für die Art des Lebens und des Umgangs mit allem. Auch mit sich selbst. Und Zeit verlieren wir nie. Es ist ein großes Geschenk welches wir jeden Tag aufs Neue bekommen. Wir entscheiden und setzen die Prioritäten wofür wir unsere Lebenszeit einsetzen – auch in der Krise.

Wir sitzen alle in einem Boot

Wir werden es schaffen. Gemeinsam. Jeder trägt seinen Anteil, seinen Beitrag zu einer gesunden Welt und Miteinander bei und zwar mit dem, was jeder einzelne dafür zur Verfügung stellt und rein gibt. Was in seiner Macht steht zu MACHEN. Denn wir sind ALLE miteinander verbunden. Das, was wir aussenden, kommt immer wieder zu uns zurück. In jedem Lebensbereichen auf dieser wunderbaren Welt.
Und wenn wir alles verlieren – eines haben wir immer: Uns selbst. Mit unserem Potential, unseren Fähigkeiten und unseren Talenten. Wir haben alles in uns, was wir dafür brauchen, wieder neu anzufangen. Anders. Bewusster. Achtsamer. Und mit großer Dankbarkeit.
Doch wie können wir aus dieser Krise für uns selber Stärke ziehen. Woher nehmen wir die Kraft?
Kraft nehmen wir, indem wir anhalten und das tun wir derzeit. Pause machen. In uns reinhören, in uns reinfühlen und uns selbst diese Fragen stellen. Zu reflektieren – über sich und das Leben. Was will ich wirklich? Was ist mein Sinn hier auf dieser Welt? Welche sinnvolle Aufgabe – eine Aufgabe voller Sinn – gibt es hier zu erledigen für mich. Sich selbst die Frage stellen: Welche Werte, welche Haltung, welche Qualität möchte in meinem Leben? Und dann dahingehend eine Entscheidung zu treffen. Dann kommt sie – die Kraft – die wir brauchen, um die Veränderung anzugehen. Und es wird der Zeitpunkt dafür kommen. Wohlwollende Gedanken können uns dahingehend steuern.
In dem Wort Krise steckt übrigens das englische Wort „rise“ drin – und das heißt übersetzt: „Erhebt Euch“. Lauft mutig los und gestaltet Neues, probiert aus, baut auf, nehmt andere mit dabei, erschafft, und all das mit einer neuen Sichtweise aus der eigenen Erfahrung, die wir im Hier und Jetzt machen.

Bleibt gesund und danke für Euer Sein.
Eure Kathrin

 

Und hier noch der Spruch des Monats:

„Es geht nicht um das WAS geschieht, sondern WIE gehen wir damit um.“

Bildnachweis: Strong Wind and Rain on Beach © Rafael Ben-Arit – stock.adobe.com

Über mich als Bloggerin

Meinen „Motivationsblog von und mit Kathrin“ habe ich seit 2012. Das war mein Startschuss für das Schreiben im Netz. Es gibt mir die Möglichkeit all die Themen, die viele Menschen beschäftigen, genauer zu beleuchten und dahingehend zu motivieren selbstbestimmend zu leben, in kleinen Schritten loszulaufen und einfach aus ganzem Herzen zu leben.