360 Grad Motivationsblog

Nörgeln, Kritisieren, Verurteilen. Wie der Volkssport Nr. 1 die eigenen Probleme und Baustellen überdeckt.

Ausgabe 06/2020

Ein kaum hörbares Surren geht durch die Luft. Ein  Windzug, der an mir vorbeigeht und den ich kurz spüren kann. Meine nackten Füße fühlen das Gras unter mir.

Ich schaue einem jungen Mann zu, der gekonnt einen Bumerang fliegen lässt und ihn galant fängt und sofort wieder, weich in seiner Bewegung, losschickt.

Meine Gedanken fangen an zu schweifen. Hast Du schon mal einen Bumerang geworfen? Kennst Du das Gefühl, wenn so ein Holzstück losfliegt und wieder mit Geschwindigkeit auf Dich zukommt? Wie Du in Deckung gehst? Die Angst davor, getroffen zu werden und Dich dabei zu verletzen, aufgrund der dahinter wirkenden Kräfte. Bumerang werfen ist eigentlich eher selten – man sieht es nicht an jeder Ecke. Doch ich sage Dir was – wir werfen jeden Tag Bumerangs! Unterschiedlicher Größe, Farben, Formen und teilweise mit einem immensen Druck dahinter.

 

Die Bumerangs unseres Alltags

Während ich über die Wiese zur Alster laufe, höre ich plötzlich wie sich zwei junge Mütter, ihre Kinderwägen vor sich herschiebend, unterhalten.

„Hast Du das schon gehört, die XY hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann!“ „Das geht ja gar nicht! Die hat doch zwei kleine Kinder.“

Keine 4 Stunden später jammert eine Bekannte mir vor:
„Mein Schwiegervater degradiert mich permanent. Und was macht mein Mann? Der verteidigt mich nicht und weist seinen Vater nicht in die Schranken!“

Und es geht jeden Tag so weiter mit Aussagen, die ich bewusst wahrnehme und die einfach traurig machen, doch tatsächlich wahr sind:
„Mein Chef, der ist sowas von krank. Was der mir alles aufbürdet. Ich ersticke in Arbeit und wehe, ich sage was, da kann ich mir was anhören. Das ist so ein Idiot!“
„Die Tante da an der Supermarktkasse, die ist so dämlich – ich weiß gar nicht wie ein Mensch so dumm sein kann!“
„Meine Mutter treibt mich in den Wahnsinn. Nie mache ich es ihr recht. Ich hasse sie.“

Na, was machen diese Sätze mit Dir? Schlimm, oder? Der eine oder andere hat vielleicht schon ähnliches gesagt. Das sind Aussagen mitten aus dem Leben, selbst gehört und nicht erfunden. Es ist zum Volkssport Nummer 1 geworden. Eine Gesellschaft von Nörglern und Kritikern.

Jeden Tag aufs Neue wird immer wieder woanders hingesehen, auf andere gezeigt, kritisiert, bewertet, degradiert und verurteilt. In dem Wort Verurteilen steckt das Wort teilen drin – in gut oder böse.

 

Wieso immer auf die anderen?

Immer drauf mit der imaginären Peitsche, doch was Menschen sich dabei nicht bewusst machen – sie sprechen eigentlich von sich selbst. Das, was sie aussenden, kommt immer wieder zu ihnen zurück – wie ein Bumerang, mit dem sie selbst schön schwungvoll auf der grünen Wiese des Lebens ausholen. Doch was glauben sie, wen sie damit treffen? Den anderen?

Das Gegenteil ist der Fall –  sie treffen immer sich selbst, denn bekanntlich kommt ein Bumerang wieder zurück. Was wir Menschen selbst abschießen, trifft uns auch selbst. Wie man in den Wald ruft, so hallt es zurück. Und der eigene Schmerz, der damit verbunden ist, den wollen wir Menschen oft nicht fühlen und ganz schnell davon ablenken und feuern somit immer wieder aufs Neue, Wurfgeschosse ab. Und was liegt da als nächstes? Auf alle anderen zu lenken, nur nicht auf sich selbst.

In dem Wort Ablenkung steckt das Wort „lenken“ drin. Menschen lenken ganz oft mit ihrem Gerede und ihren Gedanken von sich selbst ab – doch in Wahrheit zielen sie immer wieder auf sich selbst  und merken es nicht. Sie sind sich dessen nicht bewusst.

 

Was sagt unsere Kritik über uns selbst?

Zum besseren Verständnis möchte ich die oben genannten Aussagen von Menschen genauer erklären. Aufzeigen, was das für die Aussendenden bedeutet. Es kommt ganz erstaunliches zutage:
„Hast Du das schon gehört, die XY hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann!“ „Das geht ja gar nicht!“ „Unfassbar – die soll der Teufel holen. Wie kann die nur?!“

Scheinbar ist die Person, die so etwas von sich gibt, selbst unglücklich in ihrer Beziehung – vor allem in der Beziehung zu sich selbst. Wünscht sich selbst, auszubrechen aus ihrem eigenen Trott. Kann den Mut dafür nicht aufbringen, die eigene Komfortzone zu verlassen, um Neues für sich selbst zu erfahren. Egal in welche Richtungen.

„Mein Schwiegervater degradiert mich permanent. Und was macht mein Mann? Der verteidigt mich nicht und weist seinen Vater nicht in die Schranken!“

Die Person degradiert sich mit der Aussage selbst  – und zwar zu einer Person, die wie ein Kind reagiert und um Hilfe ruft und von keinem gehört wird. Denn sie hört sich selber nicht mehr. Obwohl sie eine erwachsene Person ist und auch in der Lage ist, für sich selbst zu sprechen, schiebt sie die Verantwortung dafür auf andere. Doch sie hat es noch nicht erkannt und es ist ihr nicht bewusst.

„Mein Chef, der ist sowas von krank. Was der mir alles aufbürdet. Ich ersticke in Arbeit und wehe ich sage was, da kann ich mir was anhören. Das ist so ein Idiot!“

Welche Last schleppt diese Person mit sich rum, der die Luft langsam ausgeht, um das alles tragen zu können? Doch er bürdet sich alles selber auf. Es ist seine Entscheidung, die sie jeden Tag aufs Neue trifft. Wirklich idiotisch.

„Die Tante da an der Supermarktkasse, die ist so dämlich – ich weiß gar nicht wie ein Mensch so dumm sein kann!“

Wie oft dieser Person in ihrer Kindheit wohl gesagt wurde, wie wenig sie wert ist? Wie respektlos und verletzend sie behandelt und mit anderen verglichen wurde? Wieviel Wut gegen sich selbst steckt hier in dieser Personlichkeit, dass sie derart verurteilt?

„Meine Mutter treibt mich in den Wahnsinn. Nie mache ich es ihr recht. Ich hasse sie.“

Welche Hassgefühle stecken hier gegen sich selber drin, dass es fast zum WAHN wird und keinen SINN macht? Was macht er sich selber nicht recht?

 

Seine eigenen Emotionen annehmen.

Alle Personen hier – und zwar jede einzelne – bekommen ihren inneren Gefühlszustand im Außen gespiegelt. Sprich, es werden einem immer Situationen oder Menschen geschickt, die unsere negativen Emotionen hochholen, erwirken sozusagen. Doch dies gibt uns die großartige Möglichkeit, innerlich zu wachsen und uns unseren Emotionen, wie Schuld, Scham, Wut, Hass, Traurigkeit usw. zuzuwenden, um sie endlich wahr- und anzunehmen. Denn diese stecken schon so lange in uns und wollen einfach nur gefühlt und wahrgenommen, nicht abgelehnt werden. Indem wir Menschen andere verurteilen, teilen wir und trennen uns innerlich von uns selbst.

Sei bewusst in der Begegnung mit anderen und schaue dabei stets auf Dich. Was macht es mit Deinem Inneren? Und hier gehe ich noch ein Stück weiter, denn das ist das Übel des Ganzen: Der eigene innere Dialog mit uns selbst.

„Mensch, Du bist so bescheuert, den Schlüssel zu verlegen“, ist noch von der sanften Sorte. Doch mit Aussagen wie: „Ich schaff das nicht!“, „Ich habe Schuld“, „Ich bin nicht gut genug dafür“, „Was kann ich schon?“, verurteilen und kritisieren wir uns in der Dauerschleife und ziehen uns selber damit runter. Alte Glaubenssätze, die immer wieder aufs Tablett kommen mit der großen Bitte, diese zu hinterfragen, ob sie der Wahrheit entsprechen und neue Sätze zu wählen. „Ich kann das!“, „Ich bin gut genug und trage alles in mir, um ein erfülltes Leben zu führen“.

 

Nur wir selbst haben die Macht zur Veränderung.

Und zwischen Aktion und Reaktion ist immer ein Raum, in dem Du die Freiheit und die Wahl hast, darauf  zu reagieren. Je liebevoller und achtsamer Du mit Dir selbst umgehst, desto herzlicher und wertschätzender ist das Außen mit Dir. Der Chef, der plötzlich die Arbeit auch auf die Kollegen verteilt und Dich lobt für das gelungene Projekt, da DU selbst Altlasten bei Dir bearbeitet und aufgelöst hast. Die eigene Mutter, die von sich aus anruft und fragt wie es Dir geht, da DU begonnen hast, Dir Selbstliebe zu schenken. Die Verkäuferin, die Dir ganz nett und kundenorientiert hilft, das richtige Produkt zu finden, da DU Deinen eigenen Wert gefunden hast. Der Schwiegervater, der Dir aus heiterem Himmel Eintrittskarten für Dich und Deinen Mann schenkt, da DU gelernt hast, für Dich selbst zu sprechen und den Eintritt zu Deinem Herz gefunden hast.

Entscheide Dich, an Dir zu arbeiten, immer wieder bewusst auf Dich zu schauen und zu reflektieren, dann spiegelt Dir das Außen Deinen eigenen inneren Zustand. Stärke mit der Selbstübung an Dir Deinen Geist und trainiere ihn, damit Du mit Dir ins Reine kommst.

 

Doch wie geht das?

  • Eine innere positive Kommunikation mit Dir selbst zu führen, ist der erste wichtige Schritt.
    Lobe Dich für das was Du tust und das beginnt schon bei Kleinigkeiten.
  • Nehme Dir morgens fest vor, liebevoll mit Dir zu sprechen.
    Ich mag Dich so wie Du bist! Du machst es  klasse. Ich bin stolz auf dich.
  • Behandle andere so, wie Du selbst behandelt werden möchtest.
    Aktion – Freiheit – Reaktion
  • Reflektiere Gespräche, die Du führst.
    Überlege bewusst, bevor Du etwas sagst – manchmal lohnt es sich, auch still zu sein.
  • Kümmere Dich um Deine Angelegenheiten und Dein eigenes innere ICH.
    Schaue auf Dich. Die Angelegenheiten anderer ist nicht Deine Baustelle. Du hast genug eigene. Kümmere Dich darum.

 

Erst wenn Du Dich selbst liebst, können das auch andere

Werde selber zu der Person, mit der Du gerne zusammen wärst. Wenn Du möchtest, dass andere mit Dir wertschätzend sind, entscheide Dich selbst, mit Dir wertschätzend zu sein. Wenn Du Dich nach einem Beschützer sehnst, lerne, wie Du Dich selbst beschützt.

Denke immer wieder an den Bumerang! Das, was Du aussendest, kommt immer wieder zu Dir zurück. Probiere es aus! Du bist derjenige, der wirft. Bekomme ein Gefühl für Dich selbst, wie und mit welcher Intention Du aussendest, denn so wie Du es in die Welt schickst, kommt es auch wieder zu Dir zurück!

Mache kleine Schritte, Ich verspreche Dir, wenn Du das bewusst machst und merkst, welche Veränderungen plötzlich geschehen, wie das Außen sich verändert, da Du Dich veränderst, wertschätzend mit Dir bist und das auch aussendest, reagiert auch Dein Umfeld, die Mitmenschen, Partner, Kinder, Eltern und Geschwister darauf.

Ich laufe erneut zur Alsterwiese, wo ich schon vor Wochen war und wieder steht der junge Mann dort und wirft seinen Bumerang. Er lacht mich an und ich frage mutig: „Darf  ich es auch mal probieren?“

 

 

Und hier noch der Spruch des Monats:

„Ein Bumerang kehrt zu der Person zurück, die ihn wirft – so auch seine Worte und seine Taten.“

Bildnachweis: Throwing plain boomerand, midair © karenfoleyphoto – stock.adobe.com

Über mich als Bloggerin

Meinen „Motivationsblog von und mit Kathrin“ habe ich seit 2012. Das war mein Startschuss für das Schreiben im Netz. Es gibt mir die Möglichkeit all die Themen, die viele Menschen beschäftigen, genauer zu beleuchten und dahingehend zu motivieren selbstbestimmend zu leben, in kleinen Schritten loszulaufen und einfach aus ganzem Herzen zu leben.